Zukunftsmarkt Afrika: PV-Ausschreibungen gewinnen an Fahrt

Markttrend – 06. September 2023 | Autorin Sarah Hommel de Mendonça

Der afrikanische Solarmarkt ist in Bewegung – und weiteres solares Potenzial bleibt zu heben. Im Jahr 2022 erreichte der Kontinent einen Zuwachs von 949 Megawatt (MW) und erreichte damit beinahe die Gigawatt (GW)-Marke. Damit überschritt die kumulierte Kapazität 10 GW. Viele afrikanische Länder zielen nun auf Marktreformen zur Förderung regenerativer Energiequellen ab. Diese waren zunächst durch die COVID-19-Pandemie in Verzögerung geraten. Auch Ausschreibungen für solare Erzeugungskapazitäten entwickeln sich dynamisch.

Off-Grid-Lösungen und PPAs bedeutend

Die afrikanische Solarlandschaft bietet ein heterogenes Szenario für verschiedenste Anwendungen und Geschäftsmodelle: Off-Grid-Lösungen sind hier in vielen netzfernen Regionen entscheidend, PPAs (Power Purchase Agreements) zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit erfreuen sich in der Industrie und im Gewerbebereich zunehmender Beliebtheit.

Ausschreibungen fördern Solarmarkt

Ausschreibungen bieten ausländischen Investoren vereinfachte Möglichkeiten, in den noch jungen Solarmarkt des Kontinents einzusteigen. So kann privates Kapital für den Solarausbau nach Afrika fließen. Die Ausschreibungen sorgen für klare regulatorische Rahmenbedingungen und fördern den freien Wettbewerb. Kleine, projektbasierte Ausschreibungen ermöglichen eine unkomplizierte Umsetzung von Solarprojekten auf Märkten, die am Anfang der Projektpipeline für Solarkraftwerke stehen.

In den stärker entwickelten afrikanischen Solarmärkten wie Marokko, Tunesien und Südafrika wurden bereits erfolgreich größere Ausschreibungen mit höheren Ausschreibungsmengen abgehalten.

Marokko: Bereits im Jahr 2010 schrieb die marokkanische Regierung erstmals eine Solarkapazität von 160 MW aus. Unter dem Noor PV 1 Programm ab 2015, welches in den folgenden Jahren auf die zweite und dritte Phase ausgeweitet wurde, zielten die Ausschreibungen unter anderem auf Photovoltaik respektive Concentrated Solar Power (CSP), in Verbindung mit Speichern, ab. Die Ausschreibung für Noor Midelt III, mit einer Solarkapazität von 400 MW und einer Speicherkapazität von 400 MWh, ist seit August 2023 offen.

Südafrika: Seit 2011 finden in Südafrika regelmäßig Ausschreibungen für Solar- und Windenergie im Rahmen des Ausschreibungsschemas Renewable Energy Independent Power Producer Procurement Programme (REIPPPP) statt. In der sechsten Ausschreibung im Dezember 2022 konnten 860 MW unter Vertrag genommen werden. Im März 2023 gaben die südafrikanischen Behörden eine Ausschreibung für Floating-PV/Freiflächen-PV für ausgewählte Damminfrastrukturprojekte bekannt.

Tunesien: Die erste 70-MW-Ausschreibung fand dort 2018 statt, weitere 70-MW-Ausschreibungen sowie eine 500-MW-Ausschreibung (2019) folgten. Im Jahr 2023 gaben die tunesischen Behörden die Ausschreibung von 1 GW in zwei Runden für insgesamt zehn Projekte bekannt.

Algerien: 2023 hat Algerien gleich zwei Ausschreibungen für Solarenergie mit Kapazitäten von 2 GW bzw. 1 GW auf den Weg gebracht.

Madagaskar: Das Land hat jüngst im Juli 2023 eine Ausschreibung für zwei PV Power Plants mit einer Gesamtkapazität von 210 MW veröffentlicht.

Eritrea: Im August 2023 gab Eritreas Energieministerium die Ausschreibung eines Projekts mit 30 MW bekannt.

Ausschreibungen gab es in der jüngeren Vergangenheit auch in Kenia, Botswana, Kap Verde, Elfenbeinküste, Eswatini, Mauritius, Ghana und Namibia.

Herausforderungen für Ausschreibungen

Trotz signifikanter Fortschritte im Bereich der Ausschreibungen für Solarprojekte bestehen auf dem Kontinent nach wie vor Herausforderungen. Selbst in etablierten Märkten wie Südafrika traten in jüngster Zeit Probleme bei den durch Ausschreibungen vergebenen Solarprojekten auf. Diese Schwierigkeiten waren auf gesetzliche Mängel zurückzuführen und wurden während der COVID-19-Pandemie durch Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der Anlagen noch verschärft. Zum Teil blieben Ausschreibungen, wie in Marokkos Noor PV II, sogar unterzeichnet.

Strukturelle Defizite erschweren Marktentwicklung

Strukturelle Gegebenheiten erschweren nach wie vor eine freie Marktentwicklung durch Ausschreibungen in afrikanischen Ländern: Vielerorts sind staatliche Energiekonzerne, denen es oft an Liquidität mangelt, für die Planung der Erzeugungskapazitäten und den Ausbau des Kraftwerkparks zuständig. Korruption, Intransparenz und Ineffektivität stellen dort ein gravierendes Problem dar. Marokko beispielsweise hat darauf mit der Gründung der Morrocan Agency for Sustainable Development (MASEN) reagiert, einer Ausschreibungsentität, die als zwischengeschalteter Angebotsverwalter und Abwickler für private Investoren dient.

Viele Länder zielen nun, nachdem die direkten wirtschaftlichen Belastungen verursacht durch COVID-19 wegfallen, darauf ab, Preissignale zur Förderung erneuerbarer Energien zu setzen. So planen unter anderem Ägypten und Tunesien die Einschränkung von Subventionen für fossile Energieträger. Eine große Herausforderung für Solarprojekte in Afrika stellen darüber hinaus mangelnde fachliche Expertise und fehlende Arbeitskräfte dar.

Wollen Sie mehr über Solarmärkte in Afrika und die wichtigsten Entwicklungen auf dem Kontinent wissen? Hier geht’s zur aktuellen Ausgabe der Solarize Africa-Studie .

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