Marktentwicklung – Von der Nische zum Terrawatt-Zeitalter

Teil 2 der Festschrift zum 30-jährigen Jubiläum der Intersolar

Lesen Sie in vier Teilen, wie sich die Intersolar von einer kleinen Messe zur weltweiten Leitmesse für die gesamte Solarwirtschaft entwickelt hat. Teil 2 widmet sich der Entwicklung der Solarmarkes in Europa und weltweit.

Vor 30 Jahren widmete sich Markus Elsässer als Student – heute Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH – mit der lokalen Ausstellung „Solar ´91“ in Pforzheim seiner Vision einer solaren Zukunft und einer umweltfreundlicheren Energieversorgung. Im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte ist daraus die Intersolar entstanden.

Überblick

Anfang der 1990er-Jahre, als die Intersolar noch in den Kinderschuhen steckte, wurde vielen zwar die Bedeutung der Solarenergie bewusst – die Photovoltaik (PV) selbst führte jedoch ein Nischendasein: Lediglich drei Megawatt (MW) Leistung waren in Deutschland installiert, weltweit waren es 46 MW (Zum Vergleich: 20 Jahre später war allein im Solarkomplex Senftenberg in der Lausitz mehr als die dreifache Leistung, 168 MWP, installiert).

Die PV hat seitdem einen rasanten Aufschwung erfahren: Die jährlichen Steigerungsraten der weltweit installierten PV-Leistung lagen in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich im zweistelligen Prozentbereich. Die Gigawattgrenze wurde bereits im Jahr 2000 überschritten, 2020 waren 713 GW installiert. Die Terrawattgrenze, also 1.000 GW, an weltweit installierter PV-Leistung könnte im kommenden Jahr fallen.

In Deutschland waren Ende 2020 PV-Module mit einer Nennleistung von 53 GW in Betrieb. Bereits jede zehnte verbrauchte Kilowattstunde stammt hierzulande aus Sonnenenergie.

Photovoltaik überholt Windkraft

Deutschland stand bei der installierten PV-Leistung lange Zeit mit Abstand vorne. Aufgrund des EEG 2000 und hoher Vergütungssätze wurde die installierte Leistung extrem gesteigert. So lag der Vergütungssatz für neue Anlagen im Jahr 2001 bei 50,6 Cent/kWh (99 Pfennig/kWh). Das Wachstum war dynamisch: Die PV verfügte 2012 mit 34,08 GW sowie 2013 mit 36,71 GW über die größte Kraftwerksleistung unter den regenerativen Energieformen und übertraf damit sogar die Windkraft. Bis 2012 schien eine schnelle und klimaverträgliche Energiewende mit PV in Deutschland möglich.

Einbruch wegen geringer Förderung

Doch mit der PV-Novelle 2012, der ungünstigen Fördersituation durch die Bundesregierung – mit dem EEG 2014 sollte die Einspeisevergütung für neue Anlagen auf durchschnittlich 12 Cent/kWh sinken –, brachen die PV-Installationen ein.

Wurden 2012 noch 8,161 GW PV-Leistung installiert, waren es 2013 nur 2,633 GW und im Jahr darauf lediglich 1,190 GW. Deutschland gab seine Voreiterrolle in der Welt ab, Produktionsstandorte wurden vermehrt in Asien errichtet. Märkte wie China, Japan oder die USA entwickelten sich seitdem dynamischer: 2015 überholte China mit 43,52 GW PV-Leistung Deutschland (39,22 GW). Ein Jahr später war auch in den USA (41 GW) und Japan (42,1 GW) mehr PV-Leistung installiert als in Deutschland (40,7).

Seitdem klafft die Lücke immer weiter auseinander: 2019 waren es 204,7 GW in China, 75,9 GW in den USA, 63 GW in Japan und 49,2 GW in Deutschland.

Erneuter Aufschwung seit 2019

Das Jahr 2019 allerdings brachte in Deutschland einen neuen, wenn auch leichten Aufschwung: Die installierte PV-Leistung stieg auf 3,9 GW. 2020 waren es dem Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) zufolge 4,9 GWP. In der Europäischen Union ist die PV-Leistung im vergangenen Jahr um elf Prozent gewachsen: 18,2 GW Leistung wurden neu installiert.

Das macht 2020 in Europa zum zweitbesten Jahr der Branche, übertroffen nur von 2011.

Massiver Ausbau nötig

Um den Energiebedarf weitestgehend mit erneuerbarer Energie zu decken, ist ein massiver Ausbau der PV-Leistung notwendig. So setzt das EEG 2021 das Ausbauziel der PV bis 2030 auf 100 GW fest, was einem mittleren Zubau von knapp 5 GW pro Jahr entspricht. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) macht eine andere Rechnung auf: Um den energiebedingten Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 90 Prozent – bezogen auf das Jahr 1990 – zu reduzieren, müssten 400 bis 500 GW PV-Leistung installiert werden. Das bedeutet, dass bis 2050 jährlich im Mittel 15 GW PV neu gebaut werden müssten.

Eintritt in das Terawatt-Zeitalter

Zunächst erwartete die Branche für 2020 aufgrund der Corona-Pandemie und eingeschränkter Lieferketten in vielen Bereichen der Weltwirtschaft eine rückläufige Nachfrage nach PV. Mit einer weltweiten Neuinstallation von 127 GW Photovoltaik-Leistung markierte 2020 jedoch den Beginn des Jahrzehnts der erneuerbaren Energien, so die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA). Wenn sich die Regierungen zunehmend für nachhaltige Konjunkturpakete entscheiden, werde die Nachfrage in den kommenden Jahren weltweit stark wachsen. Sie könnte bereits in diesem Jahr auf 150 GW steigen, um sich danach sukzessive auf 200 GW im Jahr 2024 zu erhöhen.

Bereits im kommenden Jahr könnte weltweit die PV in das „Terawatt-Zeitalter“ eintreten. Nach verschiedenen Szenarien erreicht die installierte PV-Leistung im Jahr 2024 weltweit bis zu 1,67 Terawatt.

Teil 3: Marktentwicklung: Von der Nische zum Terrawatt-Zeitalter

Teil 1: Der Start: Von der Vision zur Messe

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