EU-Marktstudie zum Solarausbau: Rekordwachstum mit gedämpftem Ausblick

Branchenneuigkeiten – 5. Januar 2024 | Sarah Hommel de Mendonça

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) erfahren 2023 laut des vom europäischen Solarverbands SolarPower Europe vorgestellten EU Market Outlook for Solar Power 2023 – 2027 ein weiteres Rekordjahr im Solarausbau. Im dritten Jahr in Folge wuchs der Markt um 40 Prozent oder mehr und erreicht damit eine Zunahme von rund 56 Gigawatt (GW). Spitzenreiter Deutschland überschritt dabei mit Neuinstallationen von 14 GW zum ersten Mal in der EU die 10-GW-Marke. Verdoppelt auf 4,9 GW hat sich auch der italienische Markt, in Österreich wuchs der Markt um ganze 114 Prozent auf 2,2 GW. Trotz der Rekordzahlen prognostiziert SolarPower Europe deutlich schmälere Wachstumsraten ab 2024.

Laut der Marktstudie verzeichneten 20 der 27 EU-Staaten 2023 ihr bestes Solarjahr, unter ihnen 14, die 1 GW oder mehr installierten. Dabei stieg die installierte Gesamtkapazität in der EU damit auf 263 GW an. Die Energiekrise in Folge des Ukraine-Konflikts löste einen dreijährigen Boom der Solarindustrie aus. Schlussendlich haben die EU-Staaten sowie die EU-Kommission die Bedeutung der Solarenergie als saubere und strategische Stromerzeugungsquelle erkannt und die Ambitionen zum Solarausbau dementsprechend angepasst. Dabei ist das Zugpferd dafür in Europa nach wie vor das Aufdachsegment – dort konnte der Bereich Handel und Industrie (engl. Commercial and Industrial – C&I) einen Zuwachs von 4 Prozent auf 33 Prozent erzielen (im Vergleich zu Privatanlagen: 33 Prozent und Großanlagen: 34 Prozent).

Die größten Märkte 2023: Deutschland, Spanien und Italien

Deutschland klettert im Länderranking 2023 auf den ersten Platz zurück: Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Juli 2023 hat unter anderem zu verbesserten Marktbedingungen mit Flächenöffnungen und höheren Einspeisevergütungen geführt. Der deutsche Markt hat sich im Vergleich zu 2022 verdoppelt.

Auf Platz zwei landet die Solarnation Spanien mit 8,2 GW Wachstum. Dies bedeutet 0,2 GW Wachstum weniger als 2022 (8,4 GW) – SolarPower Europe macht dafür einen Wachstumsrückgang im Privathaushaltssegment sowie langwierige Genehmigungsprozesse verantwortlich.

Italien erfährt trotz der Einschränkung des Steuervergünstigungsprogramms Superbonus im Jahr 2023 ein Rekordwachstum. Damit gehört das Land zum ersten Mal seit langem wieder zu den Top-5-Solarnationen. Treiber dafür ist unter anderem der Solarausbau im C&I-Segment.

Polen landet mit 4,6 GW auf dem vierten Platz. 0,1 Prozentpunkte mehr Wachstum als 2022 (4,5 GW) – die Umstellung von Net Metering auf Net Billing hat der Nachfrage im Privatanlagenbereich einen Dämpfer verpasst.

Die Niederlande platzieren sich mit 4,5 GW Wachstum auf Platz fünf – und sind abermals Spitzenreiter bei den Pro-Kopf-Installationen (1,280 Watt/Kopf). Flächenbegrenzung zeichnet sich für das Land als Flaschenhals im weiteren Solarausbau ab.

Auf den folgenden Plätzen des Rankings für Marktwachstum landen Frankreich mit 3,0 GW, Österreich mit 2,2 GW, Belgien mit 1,7 GW, Griechenland mit 1,6 GW und Ungarn, ebenfalls mit 1,6 GW.

Verhaltene Prognosen: elf Prozent Wachstum im Jahr 2024

Mit dem Rückgang der Strompreise und dem gleichzeitig schwierigen Investitionsklima aufgrund hoher Zinsen prognostiziert der europäische Solarverband für die nächsten Jahre in seinem mittleren Szenario ein gebremstes Wachstum: von elf Prozent im Jahr 2024 auf 19 Prozent 2025, 14 Prozent 2026 zurück zu elf Prozent im Jahr 2027. Abgesehen von der allgemeinen Situation der Wirtschaft, der Energiemärkte und der Finanzpolitik identifiziert SolarPower Europe in der EU-Marktstudie strukturelle Hindernisse, die für einen weiter ungebremsten Solarausbau dringend angegangen werden müssen.

Eines davon stellen der Ausbau der Netze sowie deren Digitalisierung und Modernisierung dar. Die vermehrte Anwendung von Speichern, um Stromangebot und -nachfrage in Einklang mit dem Erzeugungsprofil der Solarenergie zu harmonisieren, hinkt hinterher. Regulatorische Hemmnisse seien der Grund dafür. Defizite von Seiten der Länder sieht SolarPower Europe auch bei den Genehmigungsverfahren für Neuanlagen. Vor allem für Großanlagen ziehen sich diese in den EU-27 über mehrere Jahre, im Extremfall sogar bis zu sechs Jahre hin, doch auch im Privatanalagensegment dauert es noch zu lange (bis zu ein Jahr).

Der europäische Solarverband fordert die Nationalstaaten daher gemäß den Schlussfolgerungen der Marktstudie auf, ihre Hausaufgaben zu machen und durch verschiedene Politikmaßnahmen ein wachstumsfreundliches Umfeld für die Solarenergie zu schaffen. Denn auch die Nationalen Energie- und Klimaschutzpläne (National Energy and Climate Plans – NECPs), die diese jüngst überarbeitet und die Ausbauziele angepasst haben, bleiben unter dem Ziel des RePowerEU-Plans von 70 GW Solarausbau in der EU bis 2030.

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